Blogbeitrag

Wie Unternehmer jetzt mit der Corona-Krise umgehen sollten


Gerade in Krisenzeiten ist die Unterstützung durch Wirtschaftspsychologen gefragt. Die „Salzburger Wirtschaft“ hat die Wirtschaftspsychologin und Unternehmensberaterin Mag. Halina Gruber von der „Potenzialwerkstatt“ zum Interview gebeten. Sie gibt Auskunft über Herausforderungen, welchen sich Unternehmen in dieser besonderen Zeit stellen müssen und spricht über strategische Möglichkeiten. Ihr interdisziplinäres Team unterstützt Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei der Personal- und Organisationsentwicklung und berät bei der Umsetzung effektiver Maßnahmen in Zeiten des Wandels.

Welche Probleme kommen aus wirtschaftspsychologischer Sicht auf die Unternehmen jetzt zu?

Das hängt davon ab, inwiefern ein Unternehmen von der Krise betroffen ist. In der Gastronomie und im Tourismus ist es z. B. zu einem kompletten Stillstand gekommen. In anderen Branchen kann durch Home-Office oder Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen der Betrieb, zumindest eingeschränkt, aufrechterhalten werden. In systemerhaltenden Bereichen, wie den Pflegeberufen und der Nahversorgung, sind die Mitarbeiter derzeit hingegen extrem gefordert. Je nachdem haben die Unternehmen verschiedenste Problemstellungen und daher sind auch unterschiedliche Ansätze gefragt.

Welche Herausforderungen sind das und wie können Unternehmer ihre Mitarbeiter gut durch die Krise führen?

Gerade wenn Unternehmen zum Stillstand gezwungen sind, ist das Kompetenz- und Sicherheitserleben der Mitarbeitenden stark bedroht. Im Normalfall sind unsere Mitarbeiter gut ausgelastet und haben eher zu viel, als zu wenig zu tun. Diese in der Arbeit erbrachten Leistungen machen stolz und genau das wird durch die Corona-Krise plötzlich genommen. Daher ist zum einen Unterstützung beim Umgang mit negativen Emotionen durch Empathie gefragt, um diese in positive Energie umzuwandeln. Zum anderen sollte das Sicherheitsbedürfnis gestillt werden, z. B durch Wiedereinstellungszusicherung oder Kurzarbeit.

Im Home-Office hängt das Erleben von Selbstwirksamkeit, Autonomie und Vertrauen stark vom Führungsstil ab. Es ist wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen ohne zum „Micro-Manager“ zu werden. Vielmehr sollten Leitplanken gesetzt werden, innerhalb derer sich die Mitarbeiter bewegen können. Außerdem entsteht im Home-Office anfangs oft ein Gefühl der Ineffizienz. Führungskräfte können hier entgegenwirken, indem sie Containment geben: das bedeutet Klarheit in Kommunikation, Information und der Einhaltung von Strukturen, sowie regelmäßiges Feedback, emotionaler Rückhalt und das Fördern von Zusammenhalt. Dies wirkt sich positiv auf Motivation und Wirksamkeitserleben aus und gibt mentale Unterstützung in Zeiten der Isolation und Distanz. Methodisch kann das u. a. über regelmäßige Videokonferenzen umgesetzt werden.

In Unternehmen, die derzeit unter enormem Zeit- und Leistungsdruck stehen, können kurzfristig sogar positive Effekte entstehen, denn für andere da zu sein, wirkt sinnstiftend und gibt uns das Gefühl, gebraucht zu werden. Stress mobilisiert unsere Kräfte. Doch auf Dauer kommt man in einen Status des Funktionierens. Dann schüttet unser Gehirn Hormone aus, die langfristig Schaden verursachen. Das Einhalten von fixen Pausen und regelmäßiges Innehalten mit Achtsamkeits- oder Selbstmitgefühlsübungen wirkt dem entgegen. Einige der von uns betreuten Betriebe nehmen hier auch unsere telefonische Beratung zur Stressbewältigung in Anspruch.

Was können Unternehmer machen, um sich selbst in dieser schwierigen Situation zu stärken?

Als Unternehmer trägt man in Krisenzeiten hohe Verantwortung und ist in vielerlei Hinsicht der Fels in der Brandung. Derzeit plagen die meisten jedoch Existenzängste und Zukunftssorgen. Es ist vollkommen legitim, negative Emotionen wie Angst, Unsicherheit, Ohnmacht oder auch Langeweile zu verspüren. Emotionskompetenz bedeutet, diese wahrzunehmen, zu analysieren und regulative Handlungen abzuleiten, um wieder in einen positiven Zustand kommen zu können. Es braucht Methoden, um den Blick von der lähmenden Angst weg zu bekommen und in Zuversicht zu verwandeln. Eine Möglichkeit ist, sich an den Mut zu Beginn der eigenen Selbstständigkeit zu erinnern. Auch damals war die Zukunft ungewiss, aber das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten war da.

Darüber hinaus ist es wichtig, das eigene mentale Immunsystem zu stärken. Das Mindset des Führenden, also dessen Einstellung, wirkt automatisch auf die Mitarbeiter und somit auf das gesamte Unternehmen. In Zeiten des Umbruchs sind Führende das Vorbild im Umgang mit der neuen Situation, was die Akzeptanz und die Anpassung an die neue Ist-Situation betrifft. Die Zukunft schlägt gerade eine vollkommen unerwartete Richtung ein, in der uns eine neue Normalität erwartet. Viele Unternehmen zeigen schon, wie mit Agilität, Kreativität und Innovation der Grundstein für diese neue Normalität gelegt werden kann. Begegnen Führende den derzeitigen Änderungen mit Offenheit, wird diese Einstellung an die Mitarbeitenden weitergegeben. Dies hat wirkungsvolle Effekte für einen Weg zu neuen Geschäftsmodellen. Jede Krise birgt somit auch großartige Chancen und ein optimistischer Blick in die Zukunft, an die Zeit nach Corona, schafft Zuversicht in dieser unsicheren Zeit.

Wann sollte man sich professionelle Hilfe organisieren?

In Ausnahmesituationen ist für die Umsetzung spezifischer Maßnahmen professionelle Unterstützung empfehlenswert. Für Unternehmer und Führungskräfte bieten wir Strategieberatung zum Umgang mit Krisen sowie zur Entwicklung neuer Unternehmenskonzepte und einen Führungskräfte-Lehrgang mit Schwerpunkt Vertrauenskultur und Agilität. Im Zuge dieser Krise ist es für Unternehmer auch hilfreich, Angebote zur Steigerung von Emotionskompetenz, Stressbewältigungsfähigkeit und Resilienz wahrzunehmen. Darunter versteht man die Widerstandskraft von Menschen, Teams oder Unternehmen in Krisen. Für akute Anliegen bieten wir arbeitspsychologische Telefonberatung. Momentan sind sämtliche Beratungsformate nur über Videotelefonie möglich. Nach Lockerung der Ausgangsbeschränkungen gibt es natürlich auch wieder unterschiedliche Präsenzformate.

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Artikel in der "Salzburger Wirtschaft" Zeitung für Unternehmer

Autor: Mag. Halina Gruber


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